Eine Twitterdiskussion gestern erinnerte mich wieder an eine einige Monate zurückliegende Situation. Eine Geschichte (ohne Lösung) über Standorte, die Standpunkte bestimmen.
Stammtisch. Zumindest Stammtischähnlich.
Eine Runde von 4,5,6 Menschen sitzt beisammen und redet über dies und das. Es ist auch ein bisserl ein Kommen und Gehen. Herr X. wird Thema. Oder seine Geschichte. Er ist etwas über 50 und nicht anwesend.
“Hobts scho ghert? In X homs ausgehaut.”
“Na, echt?”
“Jo, wirkli.”
“Wieso?”
“Z’teia. Sei Chef soi eam gsogt hobn, um des Göd kriagt a 2 Slowenen.”[1]
Und wie es halt dann bei solchen Themen an Stammtischen ist, wird kräftig geschimpft. Auf den Arbeitergeber, was sich der den erlaube, einen langjährigen, fleißigen Mitarbeiter in dem Alter zu kündigen. Und durch billigere Arbeitskräfte zu ersetzen. Durch Ausländer. Natürlich wird auf die Ausländer geschimpft, die die Jobs wegnehmen. Und die Politik, die das zuläßt. Und. Und. Und.
Die Zeit vergeht, die Entrüstung über das Schicksal von Hrn. X. auch. Nicht aber die Entrüstung selbst. Themen wechseln. Man entrüstet sich über die Teuerung. Alles wird teuer, man kann sich ja vieles nimmer leisten. Das Handwerk ist ja nicht mehr bezahlbar. Wer kann sich denn noch eine Mechaniker-, Elektriker-, Tischler-, etc. -stunde leisten. Alles viel zu teuer. Man wird ja quasi dazu gewzungen, die neue Fassade, das Neuausmalen des Hauses, das neue Badezimmer, die maßangefertigte Massivholzstiege in den Dachbodenausbau, etc. in Schwarzarbeit machen zu lassen. Ja, und überhaupt, auch die Pfuscher werden immer teurer, heißts da plötzlich. Er lasse sich schon Tschechen kommen, weil die um … weniger verlangen als Österreicher, meint einer.
Ob da nicht gewisse Parallelen und Zusammenhänge zu Hrn. X und seiner Geschichte zu erkennen sind, frage ich. Und ernte zuerst ein “Wos is?” und dann – nach versuchter Erklärung – ein ungläubiges “Des is wos gaunz aunderes” gefolgt von einem auf mich niederbrechenden Redeschwall an – logischen!? – Argumenten, die das untermauern sollen.
Es ist schon längst klar, dass es da wohl zu keiner Einigkeit kommen wird, ich versuche mit “Wia hotn … gestern gspült?” das Thema zu wechseln. Ob das den Eindruck meiner Gegenüber, ich hätte sie beleidigt, ändern wird?
- [1]“Slowenen” war jetzt angesichts der örtlichen Gegebenheiten überraschend, man hätte andere Nationalitäten erwartet.↩